Liebe Tierfreunde!
Am 20.1.06 unterzeichnete der Erste Vorsitzende
unseres Vereins in Sofia mit dem dortigen
Oberbürgermeister eine Vereinbarung,
nach der uns die Tötungsstation im
Viertel Losenetz am 1. Februar übergeben
und von uns in eine Kastrationsstation und
in ein Tierheim, nach dem Vorbild unserer
Tierheime in Dobrich, Rousse und Schumen
umgewandelt werden sollte. Das haben wir
Ihnen und allen engagierten Tierfreunden
mit Freude und Erleichterung mitgeteilt.
Am 1. Februar hieß es dann, das Stadtparlament
müsse diesem Vorhaben noch zustimmen,
werde aber erst eine Woche später darüber
beraten. Die Übergabe sollte nun am
10.2. um 11.30 Uhr erfolgen. Unser Vorsitzender
flog wiederum nach Sofia, um zusammen mit
Dr. Lüpcke, unserem Zweiten Vorsitzenden,
Losenetz zu übernehmen. Auf dieser
Sitzung, an der beide Herren teilnahmen,
wurde festgestellt, dass zunächst schriftliche,
positive Stellungnahmen diverser Kommissionen
vorgelegt werden müssten, ausführliche
Tätigkeitsberichte über unsere
Tierheime, sowie akribische Finanzberichte,
des weiteren schriftliche Leumundszeugnisse
der Bürgermeister der jeweiligen Städte
und noch jede Menge anderes Papier, so als
wollten wir einen Milliardenkredit beantragen,
statt mit ausländischem Geld eines
der großen Probleme der Stadt Sofia
zu lösen versuchen.
Aus dem 10. wurde der 20. Februar und die
Liste der Bemängelungen, Forderungen
und Ansprüche wuchs diametral dazu
in Länge und Breite, ohne dass eine
Entscheidung gefällt wurde. Das heißt,
man wirft uns Knüppel ohne Ende zwischen
die Beine, offenbar in der Hoffnung, wir
würden genervt das Handtuch werfen.
Ein wesentlicher Faktor der Schwierigkeiten
besteht darin, dass die Stadt Sofia in Losenetz
eine Firma mit der Tötung der Hunde
beauftragt hat, eine Firma, die 30 bestens
bezahlte Mitarbeiter beschäftigt. Wären
wir bereit, diese Leute zu übernehmen
und weiter zu bezahlen, wäre das Tor
zu Losenetz wahrscheinlich schon offen.
Aber das wollen wir nicht und das werden
wir auch nicht.
Was sich derzeit hinter den Mauern des "Isolators"
abspielt, wissen wir nicht. Insgesamt 32
Hunde, deren Tötung unmittelbar bevorstand,
konnten wir zwischenzeitlich herausholen
und in Sicherheit bringen. Unsere Möglichkeiten
in dieser Hinsicht sind jedoch erschöpft,
da wir keine geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten
für weitere Hunde haben. Sie haben
die Fotos der geretteten Tiere gesehen.
Wir können diese erschöpften und
geschwächten Hunde ja nicht einfach
wieder auf die Straße setzen, abgesehen
davon, dass man sie sofort wieder einfangen
würde. Seit neuestem hören wir
von Fällen, nach denen Fänger
ihre Geschäfte machen, indem sie vorgeben,
Hunde von Bürgern zu verschonen, wenn
entsprechend bezahlt wird. Natürlich
verschwinden diese dann trotzdem, weil sie
am leichtesten einzufangen sind. Ebenfalls
wird das Gerücht kolportiert, die Hunde
würden für unseren Verein eingefangen,
um von uns nach Deutschland gebracht zu
werden, während von anderer Seite wieder
behauptet wurde, wir hätten die - freigekauften
- Hunde heimlich nach Schumen "verschleppt".
Die Liste der Unsinnigkeiten, die verbreitet
werden um Verunsicherung und Ressentiments
zu verursachen, könnte noch endlos
fortgesetzt werden; wir wollen Ihnen lediglich
einen kleinen Eindruck davon geben.
Liebe Tierfreunde, wir haben in den vergangenen
vier Jahren drei Tötungsanstalten übernommen
und zu Tierheimen umgewandelt. Als Oberbürgermeister
Borisov an uns herantrat, sind wir diesem
Ruf in dem guten Glauben gefolgt, dass aufrichtiges
Bestreben herrscht, unsere positiven Erfahrungen
und vielfachen Kenntnisse zu nutzen, um
die grauenhaften Zustände die auf Sofias
Straßen und vor allem in den "Isolatoren"
herrschen, Schritt für Schritt zu beenden.
Seitens des Oberbürgermeisters gehen
wir auch weiterhin von diesem Willen aus.
Der wesentliche Unterschied zu Dobrich,
Rousse und Schumen besteht darin, dass es
dort keine nennenswerten Geschäfte
mit den getöteten Tieren gab und die
Städte sehr daran interessiert waren,
die Streunerpopulation nachhaltig einzudämmen.
Aber in Sofia wurde zu lange und zu gut
an den Gräueln der Massaker verdient
und da das Tierschutzgesetz, welches die
Tötungen landesweit verbieten soll,
noch immer nicht ratifiziert wurde, haben
die Kräfte, die in keinster Weise an
einer Reduzierung der Streuner interessiert
sind, noch immer Oberwasser. Dagegen anzukämpfen
ist ein unglaubliches Geduldsspiel und braucht
einen langen Atem.
Aber nur wer aufgibt hat verloren.
Wir geben nicht auf. Das können wir
nicht und das werden wir nicht, denn das
Elend Tausender Straßenhunde und die
Qual der unglücklichen Geschöpfe
in den Tötungsanstalten sind unsere
Verpflichtung geworden.
Man hat die Entscheidung eine weitere Woche
verschoben. Vielleicht zum letzten Mal.
Aber wie lange es auch dauert, wir werden
da sein. David gegen Goliath.
Zumindest der Ausgang dieses Kampfes ist
bekannt.
Ihr db-Team
5.3.06
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