Vom 30.03.-01.04.15 besuchten wir unsere Freunde der Deutsch-Bulgarischen Straßentier-Nothilfe vor Ort. Diese besitzt in den Städten Sofia, Schumen, Dobrich und Rousse Auffangstationen für in Not geratene Tiere. Es folgt ein Bericht von den Erlebnissen und Erfahrungen, die Susanne und ich vor Ort erlebten.
Am 30. März begaben wir uns auf die Reise nach Sofia, die Hauptstadt von Bulgarien. Nach einem 2-stündigen Flug landeten wir in Sofia und wurden bereits von Diana erwartet, die uns die gesamten 3 Tage als persönliche Fahrerin, Beraterin, Freundin und erfahrene Tierärztin zur Seite stand. Sie brachte uns in unsere Unterkunft in Sofia, die uns eine Dame, die zur Zeit in Deutschland lebt, umsonst zur Verfügung stellte. (An dieser Stelle sei ein persönlicher Dank ausgesprochen!!!) Die Stadt selbst zeichnete sich durch ein typisches Großstadtbild aus, wobei die Alexander-Newski-Kathedrale sowie das malerische Gebirge im Hintergrund Sofias besonders herausstachen. Anders als erwartet, besitzt Sofia viele Grünflächen mit Spielplätzen für Kinder und Verweilmöglichkeiten für Erwachsene:

Was uns gleich auffiel, war die enorme Katzenflut in Sofia. Überall wo wir hinschauten, sahen wir Katzen, Katzen und noch mehr Katzen. Alte, junge, unkastrierte und kranke Katzen. Diana erklärte uns, dass die Katzenpopulation seit der Verbesserung des Hundeelends explodiert sei. In unserer Straße lebten bereits circa 15 Katzen, die von einem netten, älteren Herrn mit Futter versorgt wurden. Unser Abschiedsgeschenk von 10 Dosen Katzenfutter nahm er dankend an:
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Da wir montags erst am späten Nachmittag landeten, beschlossen wir, uns ein erstes Bild von der Hauptstadt zu machen und uns mit dem Nötigsten an Verpflegung für die nächsten zwei Tage zu versorgen. Am nächsten Morgen machten wir uns bereits um 6:30 Uhr auf den Weg nach Rousse. Eine 4-stündige Autofahrt stand uns bevor. Das Wetter schien gut zu werden. Wir fuhren durch eine ausgesprochen schöne Landschaft mit weiten Flächen, aber auch hügeliger Natur. Die kleinen Dörfchen, die wir passierten, waren geprägt von einfachen Bauten, wie wir sie uns in Deutschland nicht vorstellen können. |
In fast jedem Hauseingang lagen Hunde, viele an Ketten, die Haus und Hof bewachten. Leider sahen wir am Straßenrand auch einen überfahrenen Hund, eine Situation, die uns für kurze Zeit aus allen Wolken riss. Leider konnte nichts mehr für ihn getan werden.
Diana, unsere Fahrerin, brachte uns sicher nach Rousse, wo wir bereits in der Tierklinik der DB-Tierhilfe von Frau Markova freudig erwartet wurden. Nun konnten die vielen Namen, die wir nur von Telefonaten kannten, Gesichtern zugeordnet werden. Katja Markova war sichtlich stolz, uns die renovierte Klinik zu zeigen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass das Tierheim in Rousse vor einiger Zeit geschlossen werden musste, da der Pachtvertrag seitens der Stadt nicht verlängert wurde. Hunderte Hunde mussten in wenigen Wochen auf andere Tierheime verteilt werden. Viele konnten nach Deutschland ausreisen und fanden hier bei uns ein neues Zuhause. Erinnert ihr euch noch an Shari, Roman, Roxi und Belush? Dies waren vier der betroffenen Hunde aus Rousse, die zu uns ins Tierheim zur Vermittlung kommen durften. Nachdem dieses Gelände verlassen werden musste, wurde ein altes Gebäude außerhalb von Rousse gekauft und mit viel Arbeit und Fleiß renoviert:
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Katja Markova zeigte uns voller Stolz, wie nun die neu renovierten Räume der Tierklinik aussehen und wir beobachteten, wie sentimental alle Mitarbeiter in diesem Moment wurden. An den Türen der einzelnen Zimmer hingen Fotos der Situation zuvor. Unvorstellbar, was die Mitarbeiter geleistet haben, damit es nun so aussieht, wie wir es vor Ort gesehen haben. Die Tierklinik wurde mit dem Ziel errichtet, Kastrationen und Behandlungen an Straßentieren vorzunehmen, um das Elend in Bulgarien zu mindern. Die Hunde und Katzen, die in der Tierklinik leben, haben alle eine besondere Vorgeschichte und sind damit besondere Notfälle. |
Während wir die Räume besichtigten, wurden Kastrationen im kleinen OP-Saal durchgeführt, welche wir durch eine Glasscheibe mit ansehen durften.
Wir möchten nun einige der Bewohner vorstellen, die ihr auch auf der Seite der Tierhilfe finden könnt und hoffen, dass sich der ein oder andere in ein Tier verliebt, sodass wir diesem eine neue Zukunft in Deutschland schenken können:
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Das ist Kubrat. Er kann leider nur noch ein Bein bewegen, sodass er als “Pflegefall” bezeichnet werden kann. Er hat eine ganz besondere Beziehung zu einer Mitarbeiterin der Tierklinik, die ihn, wann immer er möchte, mit dem Kinderwagen nach A und B bringt. Er genießt ihre volle Aufmerksamkeit und fühlt sich, obwohl er eine Behinderung hat, wie im siebten Himmel.
An seinem Gesicht kann man sehen, |
dass er trotz seines Handicaps Freude am Leben hat und diese Freude möchten ihm die Mitarbeiter nicht verwehren.
Jeljasko hat ein ähnliches Schicksal wie Kubrat erlebt. Auch er kann nur noch seine Vorderbeine bewegen, aber ihr glaubt gar nicht, mit welcher Freude sich der noch junge Hund fortbewegt. Und das gleich mitten in das Herz von Susanne und mir. Ein Herzenshund – das ist Jeljasko. Genauso wie Kubrat. |
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Einen Hund möchten wir noch besonders hervorheben: Bimbo. Bimbo ist kein Kangal in dem Sinne, wie wir ihn kennen. Bimbo ist ausgesprochen freundlich, sogar zu uns Fremden gewesen. Wir konnten ihn streicheln, ohne dass er uns als “Eindringlinge” empfunden hat. Er ist gut verträglich mit seinen Artgenossen und einfach nur ein großer Schmusebär. Zur Zeit muss er nach drei Operationen noch Muskulatur in den Hinterbeinen aufbauen. Videos von seinen Fortschritten, könnt ihr euch unter dem Link in seiner Beschreibung anschauen. |
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Neben diesen drei Hunden, begrüßten uns auch Ziggy, Dona, Totschka, Koshi Min, Meladi, Borko, Hiena, Zlato und Simon. |
Natürlich gibt es auch circa 15 Katzen, die auf ein neues Zuhause hoffen: |
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Alle Katzen, die uns begrüßten, waren verschmust und besonders zutraulich. Sie leben alle in einem Zimmer (ein weiteres Katzenzimmer mit Ausgang nach draußen wird in 2-3 Wochen fertiggestellt) ohne jegliche Aggressionen und Revierkämpfe. Sie haben alle das gleiche Schicksal und leben friedlich miteinander. Die Atmosphäre war eine ganz besondere, die wir bisher noch nicht erlebt haben. |
So viele Katzen auf einem Raum zauberten uns ein Lächeln ins Gesicht. Gerne würden wir neben den Hunden aus Bulgarien auch hin und wieder, wenn es uns die Katzensituation im Tierheim möglich macht, Katzen mit nach Deutschland nehmen. |
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Yoga hat einen Patz im nächsten Transport ergattert. Ihr wurden bei einem Autounfall beide Hinterbeine |
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gebrochen. Dies muss schlimm ausgesehen haben, weshalb ihr der Name Yoga zusteht. Nun ist der Bruch gut verheilt und sie läuft wie jede andere Katze umher, springt und ist einfach nur superlieb. Die einzigen Schönheitsmakel, die sie hat, sind ein verkürzter Schwanz sowie einige Stellen im Fell, die nicht mehr nachzuwachsen scheinen. Wenn ihr mich fragt, ich habe mich schon in sie verliebt! Sie wird ab Ende April bei uns in Deutschland sein und eine neue Familie suchen. |
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Das ist Kuba. Kuba ist nur lieb. Ihr roter Strich auf der Nase macht sie zu etwas ganz Besonderem. Auch sie hofft auf ein neues Zuhause.
Tesko, mit dem süßen Knickohr. Hier ist Spielen, Toben und Schmusen angesagt. Tesko ist ein lieber Kater, dessen Lieblingsspielzeug an diesem Tag mein Kamerakabel war. |
Sein bester Freund ist Miki. Ein ebenfalls sehr zutraulicher und verschmuster Kater.
Das sind Kalpasan (komplett schwarz) und Amur. Kalpasan ist ein imposanter Kater, der einen Beinbruch erlitten hat, welcher vollständig geheilt ist. |
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Er humpelt ein wenig, was ihn jedoch nicht beeinträchtigt. Er hat ein unglaublich sanftes Gemüt und ist in seiner vollen Größe wunderschön anzuschauen. Amur ist ein junger, schmusiger, zugänglicher Kater.
Katerizza ist eine Lady, die das Recht besitzt, in der gesamten Tierklinik umherzulaufen. Dies gefällt ihr besonders gut, was man ihr ansehen kann. Sie ist gut mit Artgenossen sowie mit Hunden verträglich. |
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Die Hunde, die in der Tierklinik leben, sind bei schönem Wetter den ganzen Tag draußen, liegen in der Sonne oder spielen miteinander. Sie dürfen sich dabei frei bewegen, ohne Umzäunung oder Zwinger. Nachts schlafen sie in einem Raum im Gebäude. Dort hat jeder sein eigenes Hundekörbchen. |

Aufenthaltsraum, Außenbereich der Katzen und der Hunde.
Nachdem wir die Tierklinik in Rousse besichtigt haben, fuhren wir in das circa 2 Kilometer entfernte städtische Tierheim, welches nicht zur DB-Tierhilfe gehört. Jedoch gibt es seit einigen Wochen eine Kooperation, die so aussieht, dass die Tierklinik die Hunde und Katzen des Tierheimes behandelt und vor allem bei Kastrationen hilft. Des Weiteren ist geplant eine Vermittlung der dort beherbergten 700(!!!) Hunde in Angriff zu nehmen. An dieser Stelle möchten wir folgende Bilder des städtischen Tierheimes sprechen lassen:
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Wir sahen 700 Hunde: viele in Gehegen, an der Kette – angebunden an Hütten, Zäunen, sogar an einem Stuhl. Das Tierheim platzt aus allen Nähten. Wir wollen versuchen auch diesen Hunden zu helfen. Scheut euch nicht davor, uns anzusprechen, wenn euch ein Hund direkt ins Herz gehüpft ist, den ihr auf den Fotos gesehen habt.
Besonders möchten wir diese beiden alten Hunde hervorheben:

Ein Jagdhund, bis auf die Knochen abgemagert. An der Kette. Wahrscheinlich schon ein älteres “Modell”. Gerade die alten Hunde haben nahezu keine Chance, aus dem Tierheim vermittelt zu werden. Deshalb möchten wir auch diesen Hunden ein Zuhause ermöglichen.
Ein alter Schäferhund, unglaublich lieb. Ließ sich von mir durchknuddeln, eine Fremde, die er zuvor noch nie gesehen hatte. Er wirkte sehr bescheiden, als ob er schon aufgegeben hat. Diese beiden Hunde sind uns nachträglich im Gedächtnis geblieben und tauchen auch jetzt noch in unseren Träumen auf, in denen wir alles Erlebte versuchen zu verarbeiten.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass auch die Mitarbeiter dieses Tierheims alles dafür tun, dass die Hunde es gut haben. Aber ihr seht die begrenzten Möglichkeiten, die vor Ort herrschen.
Auf unserer Rückfahrt nach Sofia herrschte bedrückende Stille. Viele Eindrücke, die auf uns niederprasselten, mussten erst einmal verarbeitet werden. Wir waren erstaunt darüber, dass alle Hunde so unglaublich freundlich und aufgeschlossen waren. Wir hatten Hände zu wenig, um jedem Zuwendung zukommen zu lassen. Bei 700 Hunden ist das eine Sache der Unmöglichkeit. Doch wir nahmen uns die Zeit und versuchten jeden, an der Kette liegenden Hund zu streicheln und ein paar gute Worte zuzusprechen. Jeden Tag werden Tiere vor dem Tierheim ausgesetzt, über das Tor geschmissen oder kommen als verletzte Tiere in das Tierheim. Nicht zu vergessen sind die Hunde, die von ihren Besitzern dort abgegeben werden. Geschockt hat uns die Aussage, dass dieses Tierheim eins der guten in Bulgarien sei. Nicht vorzustellen, wie die Umstände in den anderen Tierheimen aussehen.
Am Tag unserer Abreise besuchten wir das Tierheim der DB-Tierhilfe in Sofia. Dort erwarteten uns 200 Hunde. Wir sahen viele mittelgroße und große Hunde, die um Aufmerksamkeit heischten. Die Unterbringung der Hunde dort war sehr positiv. Jeder Hund hatte seine eigene Hütte, war nicht angebunden und hatte ausreichend Platz, um sich frei bewegen zu können. Freiwillige gehen mit den Hunden spazieren, um ihnen ein bisschen Abwechslung zu ermöglichen.
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Das ist Patty. Er wird Ende April zu uns nach Deutschland reisen.
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 Briana |
Aus dem Tierheim in Sofia durften Dobby und Topcho zu uns nach Deutschland reisen. Die beiden wurden von der zuständigen Tierärztin auf die Reisetauglichkeit überprüft, der Impfpass gecheckt und dann konnte die Reise zurück nach Deutschland angetreten werden. Alle Mitarbeiter verabschiedeten sich ganz herzlich von den beiden Hunden, brachten sie in großen Boxen unter und fuhren sie gemeinsam mit uns zum Flughafen. Dort checkten wir ein und flogen wieder zurück in unsere Heimat. Als wir abends bei uns im Tierheim ankamen, brachten wir Dobby und Topcho in ihr Gehege. Dort konnten sie sich von der Reise erholen und durften bereits am nächsten Tag einen langen Spaziergang mit lieben Gassigängern erleben.
Wir danken Familie Dimitrov sowie allen Mitarbeitern der Tierhilfe für ihre tolle Arbeit in Bulgarien. Durch sie fanden bereits viele Hunde hier in Deutschland ein neues Zuhause: Kasi, Plashko, Sara, Perla, Nutella, Charly, Max, und und und.
Hoffen wir auf eine weitere tolle Zusammenarbeit!
Gerne würden wir für den nächsten Transport Sachspenden sammeln, die in Bulgarien dringend gebraucht werden: Halsbänder, Leinen, Decken, Metallschüsseln, Dosenfutter, Katzenspielzeug, Katzentoiletten, Katzenkörbchen.
Wenn jemand etwas dazu beisteuern möchte, kann dies gerne im Tierheim abgeben. Es werden natürlich gerne auch gebrauchte Dinge entgegengenommen. Wie ihr auf den Fotos sehen könnt, sind die Mitarbeiter über jede Zuwendung dankbar.